Alles begann im Herbst 2011. Ich war zum damaligen Zeitpunkt noch Trainer in meinem Reitverein und habe mich vor allem um unsere Schulponys gekümmert und teilweise auch um die Schulpferde. Wir suchten damals ein großes Voltigierpferd und bekamen von einem nahegelegenen Verein das Angebot ihr Voltipferd günstig zu übernehmen, da sich deren Voltigruppe aufgelöst hat und ihr Pferd für den normalen Reitbetrieb zu groß ist. Außerdem würde es von Ausritten regelmäßig ohne Reiter zurückkehren.
So kam August für ein paar Tage zum Ausprobieren in unseren Verein. Der erste Eindruck war schlimm. Ein sehr großes, schlecht bemuskeltes Pferd, die Vorderbeine extrem fehlgestellt, so dass die Vorderhufe extrem zeheneng fast voreinander standen. Zudem waren beide Vorderhufe mittig in der Zehe sehr weit hoch gespalten und erinnerten fast an Kuhfüße. Er war nicht abgemagert, aber sein Fütterungszustand hätte besser sein können.
August war brav, aber unser Verein kam schnell zu dem Fazit, dass er durch seine Fehlstellung zum Voltigieren ungeeignet wäre. Also wurde er wieder zurück gebracht.
Zum Jahreswechsel 11/12 meldete sich der Reitverein wieder bei uns. August war nicht vermittelbar und wurde uns erneut angeboten, diesmal zum Schlachtpreis. Wir diskutierten im Vorstand hin und her und beschlossen August als Schulpferd zu übernehmen, zum Voltigieren sollte er nicht gebraucht werden.
Anfang 2012 fuhr ich also los und brachte August wieder zu uns. Beim Verladen war er unglaublich brav, freundlich und sehr anständig, obwohl er sehr viel Zeit im Stall verbrachte, nicht geritten wurde und auch kaum freien Auslauf hatte.
In den ersten Wochen war August unkompliziert. Ich bemerkte, dass er in mir eine Bezugsperson suchte. Ich versuchte das zu unterbinden, weil ich wusste, dass ich nicht mehr lange im Reitverein als Trainer bleiben werde. Meine eigene Reitanlage war inzwischen so weit gewachsen, dass ich dort viel präsenter werden wollte. Ich verbrachte also möglichst wenig Zeit mit August. Das war leicht, weil ich nur eine Stunde wöchentlich mit den Schulpferden Unterricht gab und sonst mit den Schulponys arbeitete. Die restlichen Reitstunden mit Schulpferden waren von zwei Kolleginnen abgedeckt.
Allerdings blieb August nicht lange unkompliziert. Nach den ersten Wochen der Eingewöhnung wurden die Negativberichte über August von meinen Kolleginnen wöchentlich lauter und dramatischer. Zunächst war es nur harmlos, dass August sich nicht satteln oder trensen lässt. Dann machte er Probleme beim aufsitzen. Er wurde zu schnell im Galopp und war nur noch von erfahreneren Reitern zu reiten. Er fing das Bocken an und zu guter letzt wurde mir zugetragen er wäre gestiegen, es wäre ein Teufelspferd. Seine Negativentwicklung führte natürlich dazu, dass er immer weniger eingesetzt und geritten wurde. Manchmal schon mit Bauchschmerzen, war ich in meiner wöchentlichen Reitstunde auf ihn angewiesen. Er musste mit relativ unerfahrenen Reitern bitte brav bleiben!
Ich konnte nicht einen Negativbericht bestätigen. Selbst nach einer ganzen Woche Pause, war er in meiner Reitstunde brav und hat nicht einen Fehler gezeigt. Ganz im Gegenteil, mit allem was er tat, jeder Blick, jede Bewegung, hatte ich das Gefühl, dass er mir sagen wollte „ich kenne dich, du gefällst mir, ich mag dich, ich tue das für dich, ich möchte DIR gefallen!“
Als ich im Mai 2012 dann meine Arbeit im Verein beendete, konnte ich es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, August zurück zu lassen. Das wäre für seine Seele eine Katstrophe gewesen. Ich redete mit dem Vorstand und konnte August dann übernehmen.
So zog August im Mai 2012 zu mir auf meine Anlage…
Fortsetzung folgt...
Zu den Bildern: aus den Anfangszeiten gibt es leider nicht viele Bilder. Das obere Bild ist das älteste, das ich von August gefunden habe. Es ist ca zwei Monate nach seinem Umzug zu mir nach Hause entstanden. Die unteren drei sind aus seiner Zeit in unserem Reitverein.